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G ewässern
AfG: auf fremden Gewässern, 11. September 2016
Sonntag Morgen, Bahnhof Luzern: eine Gruppe RGVler besteigt den Zug Richtung Ostschweiz. Bei jedem Umsteigen gesellen sich weitere RGVler dazu. In Diessenhofen ist die Gesellschaft schliesslich komplett. Gemütlich spazieren wir zur Schifflände, wo uns eine Delegation der RG Bodensee begrüsst. Der Kapitän des Fährbootes heisst beim Einsteigen jede und jeden persönlich willkommen an Bord.
Bei schönstem Spätsommer-Wetter, einheimischem Weissen, Flammkuchen und angeregter Unterhaltung tuckern wir nun rheinaufwärts, bis der Kapitän das Fährboot am Ufer auf Grund setzt - absichtlich natürlich! Denn hier wollen wir den Grill aufbauen und für unser leibliches Wohl sorgen. Doch wie schrieb Friedrich Schiller so schön?: Es lächelt der See, er ladet zum Bade. Und der Rhein steht dem See in nichts nach: Auch er ladet zum Bade.
Nachdem wenigstens das Grillfeuer schon mal angezündet ist, führt uns der Kapitän mit dem Fährboot noch etwas weiter rheinaufwärts, wo sich ein paar Mutige vergnügt in die klaren Fluten des Rheins stürzen. Eine Kiesbank zwingt uns, auszuweichen. Wir "Seebuben und - Mädchen" sind uns halt nicht gewohnt, dass das Geröll so schnell rennen kann - oder ist es eher die Strömung, die uns über den Kiesgrund treibt? Und schon sind wir wieder beim Grillplatz angelangt. Doch die Strömung will uns immer weiter treiben. Da hilft nur kräftiges Schwimmen, um das richtige Ufer zu erreichen. Nach einer zweiten Runde Schwimmen ist dann der Appetit gehörig gewachsen und die Glut auf dem Grill in Hochform.
Genüsslich füllen wir unsere Teller mit allerlei Grilliertem und Salaten und sehen während dem Essen vergnügt dem Gewusel aus Schwimmern und allerlei Wasserspielzeugen zu, welche sich den Rhein runtertreiben lassen.
Es folgt die Fährbootfahrt rheinabwärts nach Schaffhausen. Schon von Weitem grüsst das Wahrzeichen Schaffhausens, der Munot. Mit dem Stellvertreter des Munotwächters steigen wir die gefühlt tausend Treppenstufen durch den östlichen Wehrgang zum Munot hinauf. Der Munot wurde im 16. Jahrhundert als Verstärkung der Schaffhauser Stadtbefestigung gebaut. Der Bau dauerte 25 Jahre. Und schon kurz nach Fertigstellung des monumentalen Bauwerkes kamen Zweifel auf, ob die Anlage wirklich wehrtechnischen Nutzen habe, ob sie dem Artilleriefeuer jener Zeit standhalten könne. Nichtsdestotrotz, der Munotwächter hält seither Ausschau nach etwaigen Angreifern. Häufiger als Angreifer von aussen hatte er wohl Feuer in der Stadt zu melden. Im 19. Jahrhundert verlor der Munot seine Bedeutung als Stadtbefestigung. Er war vom Zerfall bedroht und diente als Steinbruch. Nur dank der Initiative des Johann Jakob Beck, Zeichenlehrer und Lebenskünstler, ist es zu verdanken, dass der Munot restauriert wurde und noch heute als Wahrzeichen Schaffhausens gilt. Auch die Aufgaben des Munotwächters sind nicht mehr die gleichen wie vor vierhundert Jahren. Der heutige, 68. Munotwächter ist eher Hauswart und Fremdenführer. Unser Führer, der stellvertretende Munotwächter, wusste während des Rundgangs noch manche Geschichte und Anekdote zu erzählen. Doch die muss man live gehört haben. So ging ein schöner Ausflug an und auf einem "fremden Gewässer" zu Ende.
Walter Gruber